Frage der Woche: „Wer entscheidet, welche Brett- und Kartenspiele du in deinen Artikeln vorstellst?“

Frage der Woche: „Wer entscheidet, welche Brett- und Kartenspiele du in deinen Artikeln vorstellst?“

Eine Frage sollte ich hier wirklich mal beantworten, weil sie mir häufiger gestellt wird: „Wer entscheidet eigentlich, welche Spiele du in deinen Artikeln vorstellst?“

Ganz einfach: Das verbocke mache ich ganz alleine.

Ich wähle die Spiele aus, die ich für die jeweilige Leserschaft am spannendsten und unterhaltsamsten halte, und stelle meine Artikel dementsprechend zusammen. Das sind übrigens immer Spiele, die ich selbst jederzeit spielen würde und die uns beim Testen Spaß gemacht haben. Zudem sollte für genügend Abwechslung gesorgt sein und auch dafür, dass immer günstige Spiele dabei sind. Nicht jeder Leser geht gleich los und kauft sich ein 50-Euro-Spiel.

Zeitungsredakteure nehmen auf die Auswahl keinen Einfluss, geben aber vor, in welche Richtung der Artikel gehen soll („Günstige und kleine Spiele für den Urlaub“, „etwas für die ganze Familie“, „Spiele mit Zombiethema“, „Spiele für Modellbahn-Fans“).

Jedes empfohlene Spiel habe ich selbstverständlich ein paar Mal gespielt. Wie oft ich etwas teste, hängt dann schon wieder von mehreren Faktoren ab, etwa dem Ersteindruck und der Komplexität des Spiels, was die Mitspieler sagen, ob das Spielerlebnis überhaupt interessant ist.

„An wen richten sich solche Artikel überhaupt?“

Die allermeisten Leser dürften keine Spiele-Experten sein, demnach ist der erste Eindruck (also die erste Partie inklusive der Regellektüre!) für diese Zielgruppe entscheidend. Ein Spiel, das früh floppt oder in das man sich über mehrere Partien hineinarbeiten muss, hat es schwer. Dasselbe gilt für Spiele mit schlechten (manchmal auch: besonders langen) Spielregeln und natürlich ganz speziell für Spiele mit fehlerhaften Regeln, bei denen man irgendein Update irgendwo herunterladen soll. Das kann man dem „Normalspieler“ nicht zumuten, denke ich.

Um diese Normalspieler geht’s nämlich; um Menschen, die durchaus gerne „mal was spielen“ und sich gelegentlich Spiele kaufen oder diese verschenken. Sie sind meiner Meinung nach die Zielgruppe für Zeitungsartikel und viele Online-Geschichten. Diese Leute lesen keine Spieleblogs (zumindest nicht regelmäßig) und kennen BGG vermutlich auch nicht. Diese Gruppe ist ziemlich groß, die Kollegen von der Zeitschrift Spiel doch! sprechen von etwa 34 Millionen Gelegenheitsspielern in Deutschland.

„Aber die Verlage erwarten doch sicher…“

Jährlich erscheinen um die 1.000 neuen Brett- und Kartenspiele. Das klingt aberwitzig. Zieht man von dieser Zahl allerdings allzu Spezielles, Erweiterungen, Mini-Auflagen, Englischsprachiges, Kinderspiele und absoluten Mist ab, kommen wir (grob geschätzt) auf vielleicht 150 Spiele, die für die spielende Allgemeinheit interessant sein könnten. Rund 60 dieser Spiele teste ich, nachdem ich mich online oder auf der Messe SPIEL umgesehen habe und diese Neuheiten am Vielversprechendsten aussehen. Im Jahr 2015 habe ich in den verschiedenen Medien übrigens 48 Spiele rezensiert bzw. empfohlen. 12 Spiele davon waren allerdings schon älter. Ich schreibe also nur über maximal zwei Drittel der gesichteten Spiele. Das wissen übrigens auch alle Verlage, die mich bemustern. Rezensionsexemplare sind nun mal Arbeitsmaterial und garantieren keine Berücksichtigung in Artikeln.

Viele der Rezensionsexemplare gebe ich nach den Testrunden weiter, etwa an eine deutsche Schule oder gemeinnützige Sozialkaufhäuser. In meiner „privaten“ Spielesammlung habe ich weniger als 150 Spiele.

Weitere Links:

Einen Pressespiegel mit allen Spiele-Artikeln, die ich im Jahr 2015 veröffentlicht habe, gibt’s hier. (Pressespiegel 2014, Pressespiegel 2013.) Auf Reich der Spiele äußere ich mich zudem immer mal wieder zu neuen Spielen und Szenethemen.



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